Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche zur Bundestagsentscheidung

Lesbische und schwule Paare werden in Deutschland bald heiraten können. Die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) ist mit der Entscheidung des Parlaments sehr zufrieden. Markus Gutfleisch, Sprecher der Gruppe, bilanziert:

Die Ehe für alle kennt nur Gewinner: Lesbische und schwule Paare werden gewinnen, weil sie heiraten dürfen. Schluss mit ausgrenzenden Sonderregeln, die sich schon im Begriff „Verpartnerung” verbergen. Es gewinnen die Frauen und Männer, die sich seit Langem in Parteien und Organisationen für das Ende von Diskriminierung eingesetzt haben. Deutschland gewinnt und findet Anschluss an die Staaten, die die Gleichstellung zum Teil schon vor Jahren realisiert haben.

Wir als Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche sind fest überzeugt, dass die Ehe für alle christlich ist, dass lesbische und schwule Paare ein Segen füreinander und für die Gesellschaft sind. Ähnlicher Auffassung sind der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bedford-Strohm, sowie 75 Abgeordnete von CDU/CSU, die heute für die Ehe-Öffnung gestimmt haben. Sogar Unionsfraktionschef Kauder, der weiterhin gegen die Ehe für alle ist, erkennt an, dass man als Christ*in für die Ehe-Öffnung stimmen kann.

Die Haltung der großen Kirchen stößt in der Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche auf unterschiedliche Resonanz. Klare Zustimmung gibt es für den EKD-Ratsvorsitzenden, der betont hatte, dass die Ehe durch die Öffnung für Lesben und Schwule eine Aufwertung erfährt. Dagegen wirkt die Bitte des Kommissariats der katholischen Bischöfe, dem Antrag nicht zuzustimmen, wie eine hilflose Wiederholung altbekannter Sichtweisen. Erzbischof Koch von der Bischofskonferenz findet es nach der Bundestagsentscheidung gar „traurig, dass das Rechtsinstitut Ehe in das Räderwerk politischen Taktierens geraten ist. Das hat die Ehe nicht verdient”. Immerhin verspricht Koch den Respekt der Kirche für gleichgeschlechtliche Partnerschaften, in denen langjährig Verantwortung und Fürsorge gelebt werden.

An diesen Punkt werden christliche Lesben, Schwule, Bisexuelle und Trans*-Menschen (LSBT) ihre Kirchen künftig erinnern. Trauringe sind ein wichtiges Zeichen des Zusammenlebens und Zusammengehörens. Der notwendige gesellschaftliche und kirchliche Respekt muss jetzt überall in Deutschland gelebt und gezeigt werden. Nach der Ehe für alle braucht es Respekt für alle. Von den Kanzeln, in Schulen, im kirchlichen Arbeitsrecht, Respekt auch für die, die nicht heiraten und dennoch solidarisch, engagiert und in der Vielfalt des Regenbogens leben.