GOTTES LIEBE IST BUNT
Medienmitteilung der Herbert Haag Stiftung fĂŒr Freiheit in der Kirche
(Luzern, 10. Sept. 2019)

Wir glauben, dass Gott die Menschen vielfĂ€ltiger geschaffen hat, als viele sich vorstellen können. Und wir sind ĂŒberzeugt, dass es den Kirchen schlecht ansteht, Gottes schöpferische Liebe einzugrenzen. Die SexualitĂ€t ist wie das Leben selbst ein Geschenk des Himmels. SolidaritĂ€t und nicht Diskriminierung ist darum Christenpflicht.

Mit je 10’000 Schweizerfranken ausgezeichnet werden die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, die evangelisch-lutherische Pfarrerin Hedwig Porsch aus Coburg, der lutherische Theologe Ondrej Prostredník aus Bratislava und der Schweizer Autor und spirituelle Begleiter Pierre Stutz.

Die Ă–kumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) wurde 1977 auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin gegrĂŒndet und ist inzwischen auch auf den katholischen Kirchentagen prĂ€sent. Sie setzt sich mit dem Konfliktfeld HomosexualitĂ€t in Kirche und Religion fundiert auseinander und hat dazu schon viele Grundlagenarbeiten verfasst sowie Aktionen und Stellungnahmen in der Öffentlichkeit lanciert. Ihre ĂŒberkonfessionelle Arbeit wird vor allem in Arbeitsgruppen und in den regelmĂ€ĂŸigen FrĂŒhjahrs- und Herbsttagungen vertieft. In der PrĂ€ambel ihrer Satzung steht: «Wir verstehen homo-, bi- und heterosexuelles Empfinden und Verhalten als gleichwertige AusprĂ€gung der einen menschlichen SexualitĂ€t. Auch verschiedene geschlechtliche IdentitĂ€ten wie die von trans- und intergeschlechtlichen Menschen und Varianten der Geschlechtsentwicklung nehmen wir als Bereicherung wahr.»

Dr. Hedwig Porsch (geb. 1969) studierte katholische Theologie und war sechs Jahre als Pastoralreferentin in der Diözese WĂŒrzburg tĂ€tig. 2002 kĂŒndigte sie ihr DienstverhĂ€ltnis und promovierte zum Thema «Gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaft im Diskurs» an der FakultĂ€t fĂŒr katholische Theologie in Bamberg. In dieser Zeit arbeitete sie mit ZeitvertrĂ€gen als Gymnasiallehrerin fĂŒr Katholische Religionslehre in NĂŒrnberg und engagierte sich im Queergottesdienst NĂŒrnberg, auf Kirchentagen, mit VortrĂ€gen und Veranstaltungen fĂŒr die Anerkennung von homosexuellen Menschen in der katholischen und evangelischen Kirche. Nachdem sie in der katholischen Kirche deutschlandweit keine Festanstellung mehr fand und diese zur Bedingung gehabt hĂ€tte, ihre gleichgeschlechtliche Partnerschaft zu verheimlichen, wechselte sie zunĂ€chst als Bildungsreferentin in die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. In diese trat sie 2014 ĂŒber und wurde 2015 zur Pfarrerin ordiniert. Seitdem wirkt sie als Pfarrerin der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Heiligkreuz im oberfrĂ€nkischen Coburg. – Hedwig Porsch ist verheiratet mit Sylvia Gebhart.

Dr. Ondrej ProstrednĂ­k (geb. 1963) durchlief die Ausbildung zum lutherischen Theologen in Bratislava, Leipzig und Philadelphia (USA) und war zunĂ€chst als Gemeindepfarrer in PlieĆĄovce und Nitra (Slowakei) tĂ€tig, dann beim Lutherischen Weltbund in Genf und von 2002 bis 2007 GeneralsekretĂ€r des Ökumenischen Rates der Kirchen in der Slowakei. Seine Habilitation verfasste er ĂŒber „Die Kirche als charismatische Gemeinschaft nach 1 Kor 12»; von 1999 bis 2018 hatte er den Lehrstuhl fĂŒr Neues Testament an der Evangelisch-theologischen FakultĂ€t der Comenius UniversitĂ€t in Bratislava inne und legte seinen Schwerpunkt auf die ethischen Aspekte des Neuen Testamentes sowie auf die Ökumene und den interreligiösen Dialog. Zusammen mit anderen Theologen kritisierte er 2015 die Kirchen der Slowakei wegen ihrer religiösen Intoleranz und Gegnerschaft gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender (LGBT) und gegen gleichgeschlechtliche Ehen. Aus diesem Grund entzog ihm die lutherische KirchenfĂŒhrung seine Lehrerlaubnis, und infolgedessen erneuerte die UniversitĂ€t seinen Arbeitsvertrag 2018 nicht mehr. Seither wirkt er als Missionsmitarbeiter der Evangelischen Kirchgemeinde Bratislava Altstadt und engagiert sich nach wie vor beim Thema HomosexualitĂ€t und Kirchen. – Ondrej Prostrednik ist verheiratet und hat mit seiner Frau Edita drei Kinder.

Pierre Stutz (geb. 1953) ist Theologe und Autor vieler erfolgreicher BĂŒcher. Er lebt heute mit seinem Partner in OsnabrĂŒck. Nach TĂ€tigkeiten als Jugendseelsorger und Dozent am Katechetischen Institut in Luzern legte er 2002 sein Priesteramt in der Diözese Basel nieder und wirkt seither als weitherum bekannter spiritueller Begleiter. Zuerst gestaltete er die Abbaye de Fontaine-AndrĂ© bei NeuchĂątel/CH als «offenes Kloster», seither hĂ€lt er im ganzen deutschen Sprachraum VortrĂ€ge und Meditationskurse. Er plĂ€diert fĂŒr eine lebensbejahende ReligiositĂ€t und eine erotische SpiritualitĂ€t und stellt mit der Versöhnung von SexualitĂ€t und SpiritualitĂ€t die HomosexualitĂ€t in den grösseren Rahmen der gegenwĂ€rtigen Debatten um eine Korrektur und Erneuerung der kirchlichen Sexualethik («Deine KĂŒsse verzaubern mich. Liebe und Leidenschaft als spirituelle Quellen», Freiburg/Br. 2015). – Pierre Stutz ist verheiratet mit Harald Weß.

Die Leibfeindlichkeit der Kirchen hat den Menschen seit Jahrhunderten unendlich viel seelisches Leid zufĂŒgt. Dies kann kein Preis aufwiegen. Die Preisverleihung wird jedoch Hoffnung stiften und viele ermutigen, sich ohne Abstriche fĂŒr Kirchen einzusetzen, die die menschliche Liebe in all ihren Formen hochachtet.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, 29. MĂ€rz 2020 um 15.30 Uhr im Hotel Schweizerhof in Luzern statt (7 Minuten vom HB Luzern). Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht nötig.

Luzern, 10. September 2019 / Erwin Koller

Hinweise
RĂŒckfragen zur Preisverleihung nimmt gerne der PrĂ€sident der Stiftung entgegen:
Dr. Erwin Koller
E-Mail: 
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Weitere Informationen ĂŒber die Preistragenden sind zu finden unter:
www.huk.org
www.sme.sk
www.pierrestutz.ch