Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) wendet sich beim Kirchentag Hannover erneut an die Öffentlichkeit

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche stellt beim Evangelischen Kirchentag 2025 Zwischenergebnisse ihres Aufarbeitungsprozess vor, der unkritische Haltungen zu PĂ€dosexualitĂ€t und Machtmissbrauch in ihrer Vereinsgeschichte umfasst. FĂŒr das Projekt unter dem Motto „Zuhören – Forschen – WĂŒrdigen“ ruft sie ehemalige Mitglieder und Wegbegleiter:innen zur Beteiligung auf.

Markus Gutfleisch, Sprecher der Arbeitsgruppe Aufarbeitung, sagt: „Menschen, die im Lauf der Vereinsgeschichte von 1977 bis heute etwas erlebt oder beobachtet haben, das nicht okay war, können mit einer Fachberatungsstelle oder auch mit uns Kontakt aufnehmen. Wir bieten ein GesprĂ€chsforum. Wir sind an Berichten interessiert und machen unsere Gruppe zu einem Ort, an dem Grenzen respektiert werden und Fehlverhalten Konsequenzen hat.“ Zur Erinnerung an das Aufarbeitungsprojekt wird die HuK beim Kirchentag eine Postkarte prĂ€sentieren, auf der Kontaktdaten und Links zu finden sind.

Der Aufarbeitungsprozess startete 2021. Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche ist eine der ersten queeren Organisationen, die sich selbstkritisch der Aufarbeitung dieses belasteten Erbes stellt. Markus Gutfleisch betont: „Die Zusammenarbeit und Vernetzung mit allen Institutionen, die aufarbeiten, ist fĂŒr uns das Gebot der Stunde. Wir vertuschen nichts und appellieren an andere, dem von uns eingeschlagenen Weg zu folgen.“

Die Gruppe orientiert sich an Empfehlungen der UnabhĂ€ngigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, die auch auf Fragen von GrenzĂŒberschreitung und Machtmissbrauch gegenĂŒber erwachsenen Personen anwendbar sind. Ein Beirat, der aus Dr. Birgit Bosold, Schwules Museum Berlin, Matthias Katsch (Initiative Eckiger Tisch) und Malte TĂ€ubrich (Dissens-Institut) besteht, begleitet den Aufarbeitungsprozess. Bisher ist eine geringe Anzahl von Aussagen bekannt, die nur wenige RĂŒckschlĂŒsse auf ein Dunkelfeld oder auf strukturelle Fehlentwicklungen zulassen.

Wolfgang PerlĂĄk, Sprecher der Arbeitsgruppe PrĂ€vention und Vorstandsmitglied der HuK, ergĂ€nzt: „Jeder Fall ist ein Fall zu viel. Daher konfrontieren wir uns mit Berichten ĂŒber Grenzverletzungen, die von verbaler Gewalt bis hin zu körperlichen Übergriffen reichen können. Wir wissen, dass es in der Gesellschaft, in queeren Communities und auch in unserem Verein in Bezug auf den Bewusstseinswandel in der Wahrnehmung und Haltung Konflikte gab“.

Im Januar 2024 war die Gruppe mit der Veröffentlichung einer unabhĂ€ngigen Studie an die Öffentlichkeit gegangen (Prof. Dr. Klaus Große Kracht, Forschungsstelle fĂŒr Zeitgeschichte Hamburg: „PĂ€dofrage – unentschieden?“ Die „Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche“ (HuK), Helmut Kentler und der lange Weg zur Abgrenzung von sexualisierter Gewalt gegenĂŒber Kindern (1977 bis 1997).

Workshop:
Deutscher Evangelischer Kirchentag Hannover
02. Mai 13 Uhr bis 14.30 Uhr
Zwischen SolidaritÀt u Abgrenzung
Aufarbeitung unkritischer Haltungen zu PÀdosexualitÀt
Dr. Birgit Bosold, Schwules Museum Berlin
Wolfgang Perlák, Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche
Hanns-Lilje-Haus Knochenhauerstr. 33

Kontakt:
https://www.huk.org/themen/aufarbeitung
Markus Gutfleisch
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Tel. +49 151 112 63 998

Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche
wurde 1977 beim Evangelischen Kirchentag in Berlin gegrĂŒndet. Seitdem engagiert sie sich fĂŒr

‱ MenschenwĂŒrde und Gleichberechtigung queerer Menschen in Kirchengemeinden, kirchlichen VerbĂ€nden und Gremien,
‱ die Korrektur undifferenzierter und unqualifizierter Äußerungen zu sexueller Orientierung oder geschlechtlicher IdentitĂ€t, gleich von welcher kirchlichen, gesellschaftlichen oder politischen Seite sie gemacht oder geduldet werden,
‱ Zugang zu kirchlichen Berufen und Ämtern fĂŒr alle queeren Menschen,
‱ SolidaritĂ€t und Sichtbarkeit von Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen IdentitĂ€ten,
‱ Einladung zu Segnung bzw. Trauung fĂŒr alle Paare.

Die HuK ist unter anderem Mitglied in

  • IKvu – Initiative Kirche von unten
  • Katholisches LSBT+ Komitee
  • European Forum of LGBTI+ Christian Groups
  • ILGA – International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association
  • Global Network of Rainbow Catholics
  • DAH – Deutsche AIDS-Hilfe
  • Der PARITÄTISCHE – Deutscher ParitĂ€tischer Wohlfahrtsverband