Umgang mit Bibeltexten

Bibel mit WarnungenDie Bibel ist Dreh- und Angelpunkt der christlichen Überlieferung, wichtigste Offenbarungsquelle und Grundlage des christlichen Glaubens. Doch die Bibel ist ein komplexes und umstrittenes Buch. FĂŒr literalistisch geprĂ€gte Christinnen und Christen ist sie Gottes Wort in Reinform und unumstĂ¶ĂŸliche Wahrheit. Die AnhĂ€ngerinnen und AnhĂ€nger der historisch-kritischen Methode hingegen nehmen die Bibel nicht dadurch ernst, dass sie sie buchstabengetreu verstehen. Sie ist ein Produkt langer geschichtlicher VorgĂ€nge, die oft abenteuerliche Irrwege und Verwicklungen beinhalteten und Erfahrungen unterschiedlichster Menschen mit Gott in unterschiedlichsten Situationen vereinen. Dadurch erscheint die Bibel vielen Menschen auch als widersprĂŒchlich, inhomogen, inkonsistent und muss interpretiert, gedeutet, hinterfragt werden, um zu uns heutigen Menschen sprechen zu können.

Zum Thema HomosexualitĂ€t sagt die Bibel wenig, schon gar nicht zum heutigen Konzept einer homosexuellen Liebes- und BeziehungsfĂ€higkeit gleichberechtigter, selbstbestimmter und verantwortungsvoll aufeinander bezogener Partner. Doch die wenigen Bibelstellen, die seit Jahrhunderten immer wieder ins Feld gefĂŒhrt werden, um Ausgrenzung, Verfolgung oder gar Tötung von Homosexuellen zu legitimieren, halten sich beharrlich in der Argumentation etwa evangelikaler Gegner eines schwul-lesbisch-queeren Lebensstils. Und sie haben schon viele religiös empfindende Homosexuelle in schwere Gewissenkonflikte bis hin zum Selbstmord getrieben. Doch was ist an diesen Stellen wirklich dran? MĂŒssen sie uns wirklich so erschrecken? DĂŒrfen manche Selbstgerechte AnklĂ€ger sie wirklich so ohne weiteres gegen uns ins Feld fĂŒhren?

Und auf der anderen Seite: Die Bibel hĂ€lt besonders in den Jesus-Geschichten des Neuen Testaments so viele positive und liebevoll annehmende Zusagen fĂŒr Ausgestoßene, RandstĂ€ndige, Abseitige bereit: Kann es da wirklich sein, dass homosexuell empfindende Menschen als einzige keinen Mut, keine Kraft, keinen Zuspruch aus der Bibel ziehen können?

Im Folgenden sind einige Texte zum Thema „Umgang mit Bibelworten” zusammengestellt, teilweise von HuK-Mitgliedern (die ja auch vielfach Pfarrer und Pfarrerinnen, Theologinnen und Theologen sind), teilweise von uns nahe stehenden Persönlichkeiten. Auch Links zu Texten anderer Organisationen laden dazu ein, verschiedene Sichtweisen auf das Wort Gottes kennen zu lernen.

 

vom Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken

https://youtu.be/HQBcy857M0g

Was sagt die Bibel – Diverse Texte auf der Webseite der Organsiation Zwischenraum

Lesbisch, schwul und fromm – Text von Pfarrer Wolf Bruske auf der Webseite von Adamim (Verein schwule Seelsorger in der Schweiz)

Biblische Weisungen zur HomosexualitĂ€t? PlĂ€doyer fĂŒr einen vernĂŒnftigen Umgang mit der Schrift – Text von Prof. Dr. theol. Michael Theobald auf den Webseiten des Diözesanbeauftragten fĂŒr HomosexualitĂ€t und Kirche der Diözese Hildesheim

Der folgende Text kursiert seit Mai 2000 im Internet. Er stammt aus den USA, wo die Radiomoderatorin Dr. Laura Schlessinger Leuten, die in ihrer Sendung anrufen, RatschlÀge erteilt. Auch wenn der Text einen eher humorvollen Charakter hat und eine ernsthafte theologische Auseinandersetzung nicht ersetzen will, macht er doch auf ein inhÀrentes Problem einer fundamentalistischen Bibelauslegung aufmerksam.

Im folgenden Text geht es um die immer wieder gestellte Frage, wie es denn mit den Texten der Bibel steht, in denen homosexuelle Handlungen negativ beurteilt werden. Der Text „HomosexualitĂ€t und Bibel” ist eine Übersetzung des englischsprachigen Originals „Homosexuality and the Bible”. Der Autor Walter Wink war zunĂ€chst Gemeindepfarrer und ist emeritierterter Professor fĂŒr Bibelauslegung („Biblical Interpretation”) am Auburn Theological Seminary in New York City.

Die meisten Fachtheolog*innen sind sich einig: Zur Beurteilung von dem, was wir heute HomosexualitĂ€t, homosexuelle Erotik und Liebe nennen, trĂ€gt die Geschichte von Sodom und Gomorra eigentlich nicht bei. Trotzdem wird sie immer wieder angefĂŒhrt, sogar im ganz offiziellen römisch-katholischen Weltkatechismus, herausgegeben unter der Leitung des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. Er sollte es eigentlich besser wissen.

Theologisches Gutachten fĂŒr die Evangelische Kirche Hessen-Nassau (EKHN) von 1994

UnzĂ€hlige LSBT-Christ*innen und Christen verzweifelten und verzweifeln an einer Handvoll Bibelstellen, die oft ins Feld gefĂŒhrt werden, um Ausgrenzung von LSBT aus dem christlichen Gemeindeleben oder der Arbeit in kirchlichen Berufen zu rechtfertigen. Im Flyer pdf„Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei – Was die Bibel homosexuellen Christen/-innen auf den Weg gibt”470 KB sind hingegen Aussagen der Bibel zusammengestellt, die Mut machen und helfen können, sich als gewollten Teil der Schöpfung Gottes zu verstehen.

In GesprĂ€chen in den Kirchen und auch mit Schwulen und Lesben wird die HuK immer wieder gefragt, wie sie denn zu den Texten der Bibel stehe, in denen HomosexualitĂ€t negativ beurteilt wird. Der hier wiedergegebene Text „Bibel und HomosexualitĂ€t” ist dem Arbeitsheft „Farbe bekennen” entnommen, das die HuK im Rahmen ihres Gemeindeprojekts herausgegeben hat. Der Autor Leo Volleth ist Pfarrer in Ismaning bei MĂŒnchen; er war mehrere Jahre Mitglied des Bundesvorstands der HuK.

Gibt es nicht auch Abschnitte in der Bibel, bei denen Schwule und Lesben ihre Situation, oder zumindest eine der ihrigen Ă€hnliche Situation wiederfinden können? Also Bibelstellen, aus denen Homosexuelle Ermutigung fĂŒr ihr Leben speziell als Schwule und Lesben ziehen können? Dieser Frage soll in dem folgenden Text nachgegangen werden.